Auf Entdeckungsreise im „Schimmelreiter-Land“News-Meldung vom 21.04.2006

Mit dem historischen Postbus zu Schauplätzen aus Theodor Storms Novellen"O wehe fort, bis jede Knospe bricht, dass endlich uns ein ganzer Sommer werde; Entfalte dich, du gottgebornes Licht, und wanke nicht, du feste Heimaterde!" Heinz Mühlenbeck schleudert die Verse aus Theodor Storms Gedicht "Ostern" aufs Meer hinaus, gegen den Wind, der trotz allem recht kühl von Westen zu blasen wagt. Seine Zuhörer applaudieren beeindruckt.

Ein historischer Postbus hat die Gruppe auf ihrer "Schimmelreiter-Tour", einem Angebot der Tourismus und Stadtmarketing Husum GmbH, über Schobüll und Hattstedt zur Küste gebracht. Bereits in Hattstedt begegneten sich Literatur und Realität: Auf dem Kirchhof liegt der Deichgraf Johann Sievertsen Schmidt begraben, Storms Vorbild für die Figur des Tede Volkerts. "Und nun gab es eine große Leiche im Dorf. Droben auf der Geest auf dem Begräbnisplatz um die Kirche war zu Westen eine mit Schmiedegitter umhegte Grabstätte; ein breiter blauer Grabstein stand jetzt aufgehoben gegen eine Traueresche..." rezitiert Mühlenbeck. Der ehemalige Hof des - echten - Deichgrafen liegt nur wenige hundert Meter entfernt in der Hattstedtermarsch und war ebenfalls ein Vorbild für Storm.

Von dem Vierkanthof aus schnauft der Bus über kleine Straßen nach Wobbenbüll zum Beltringharder Koog und am Deich entlang wieder Richtung Süden. Neben dem Weg streckt sich flaches, von Gräben durchzogenes Land aus, vereinzelte Höfe und vom Wind gebeugte Büsche sind die einzigen Erhebungen in dieser Weite.

Mühlenbeck hat sich inzwischen den "Schimmelreiter" vorgenommen. Er braucht seine Zuhörer nicht lange zu beschwören, sich in die Lage des Erzählers zu versetzen und sich während der Fahrt seinen Ritt durch die Dunkelheit vorzustellen - Storms Worte sorgen zu jeder Tageszeit für Gänsehaut. "...jetzt aber kam auf dem Deiche etwas gegen mich heran; ich hörte nichts; aber immer deutlicher, wenn der halbe Mond ein karges Licht herabließ, glaubte ich eine dunkle Gestalt zu erkennen, und bald, da sie näher kam, sah ich es, sie saß auf einem Pferde, einem hochbeinigen hageren Schimmel; ein dunkler Mantel flatterte um ihre Schultern, und im Vorbeifliegen sahen mich zwei brennende Augen aus einem bleichen Antlitz an..."

Endlich blinken im Koog die Lichter eines Gasthauses, das treue Pferd steigt unbeschadet vom Deich hinab, endlich ist der gruselige Ritt beendet - der Bus erreicht eben den "Schimmelreiter-Krog". Die Reisegruppe atmet auf: Vorbei der Spuk! Es scheint doch die Sonne! Lämmer grasen auf dem Deich, keine Spur von wilder See.

Dass das "Schimmelreiter-Land" direkt vor den Toren Husums liegt, zeigt sich auf dem Rückweg. Nur wenige Kilometer trennen die Schauplätze der Novelle vom "Theodor Storm Hotel" wo der Abend bei einem Menü nach den Vorlieben des Dichters und weiteren Geschichten ausklingt. "Dass sie gar keine Liebesgedichte von Storm hören wollen", wundert sich Mühlenbeck - und lässt sich natürlich nicht lange bitten...

Entdeckungsreise durch das Schimmelreiter-Land:

Beginn um 15 Uhr im Storm-Café, Einführung bei Kaffee und Friesentorte Stadtrundgang zu Schauplätzen aus Theodor Storms Novellen, Besuch des Strom-Hauses in der Wasserreihe Fahrt durch das "Schimmelreiter-Land" im historischen Postbus Lesung und Erzählungen im Theodor Storm Hotel mit Abendmenü (zwei Gänge) nach den Vorlieben des Dichters (Ende gegen 21 Uhr) Termine: 22. und 29. April, 6. Mai 2006, außerdem ist die Tour individuell für Gruppen buchbar (im Postbus oder mit einem eigenen Bus) Teilnahme: pro Person 45 Euro; Termine und Preise für Gruppen auf Anfrage.

Das Programm für die "Entdeckungsreise durch das Schimmelreiter-Land" liegt in der Tourist-Information Husum in der Großstraße aus und ist darüber hinaus im Internet unter
www.husum-tourismus.de zu finden. Anmeldungen und Auskünfte unter Telefon 04841/8987-50 und -70.

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