Großfeuer, Krachnacht und KreuzträgerNews-Meldung vom 26.03.2010

Die Sauerländer Osterbräuche sind zuweilen ebenso eigentümlich wie eindrucksvollMit Ostereiersuchen allein haben sich die Sauerländer noch nie zufrieden gegeben. Die Auferstehung Christi feiern sie jedes Jahr vielmehr mit großen, traditionsreichen Veranstaltungen. In Attendorn, Arnsberg, Hallenberg und Menden finden die spektakulärsten von ihnen statt.

Schon Wochen vor Ostern lesen die Mitglieder der vier Attendorner Osterfeuervereine im Wald Holz auf und binden es zu großen Bündeln zusammen, den so genannten Bürden. Am Ostersonntag sollen diese für die großen Osterfeuer entzündet werden. Vorher, am Mittag des Karsamstags, segnet der Attendorner Pfarrer jedoch erst einmal das typische Osterbackwerk. Der Brauch des "Semmelsegnens" vor dem Sauerländer Dom geht angeblich bis ins 17. Jahrhundert zurück, die Brötchen bestehen aus zwei Hörnchen, die das frühchristliche Fischsymbol darstellen sollen. Anschließend ziehen die Männer abermals in den Wald und sägen dort die "Poskekrüze" von ihren Stümpfen, insgesamt vier Stück. "Posken" bedeutet auf Westfälisch Ostern und als Kreuze dienen jedes Jahr extra für diesen Zweck bestimmte städtische Fichten. Später richtet man sie auf dem "Osterkopp" am Stadtrand wieder auf und legt ihnen die "Bürden" zu Füßen. Entzündet werden die vier Feuer am Ostersonntag zeitgleich um 21 Uhr, prasselnd lodern die Flammen alsbald auf, Tausende bestaunen ringsum, wie sie nach dem "Krüze" züngeln. Neben jedem brennenden "Poskekrüz" setzen sich Prozessionen in Gang, die sich zum Abschluss des Osterfestes im Zentrum der Hansestadt vereinigen.

Einen gewaltigen Holzhaufen türmen auch die Arnsberger jedes Jahr an Karfreitag auf ihrem Kreuzberg auf, er besteht regelmäßig aus mehr als 3.000 Bündeln. Kurz nachdem es am Ostersonntag dann dunkel geworden ist, marschieren 350 Fackelträger über den mystisch illuminierten Kreuzweg den Kreuzberg hinauf. Kurz darauf wird der gewaltige Holzhaufen vom Karfreitag in Brand gesteckt, dazu läuten stimmungsvoll die Kirchenglocken. Das gewaltige Feuer krönt schließlich ein nächtliches Höhenfeuerwerk. Ganz dunkel wird es hingegen in der Nacht auf Ostersonntag in Hallenberg, kurz vor Mitternacht knipsen die Stadtbewohner die Beleuchtung auf den Straßen und in den Häusern aus. Kurz darauf heben sie vor der St.-Heribert-Kirche zum Osterlied "Ihr Sünder kommt gegangen" an - ein Gänsehaut-Moment. Klang das Lied aber eben noch süß in den Ohren der Zuhörer, lässt sich das darauf folgende Spektakel beinahe nur noch mit Ohrstöpseln ertragen: Die Prozession der "Krachnacht" setzt sich in Gang. Voran werden drei große leuchtende Kreuze getragen, ihnen folgen die Hallenberger mit allem, was lärmt. Einige haben sich eigens abenteuerliche "Krachwagen" gebaut, andere trommeln und rasseln was das Zeug hält. Nach einer eineinhalbstündigen "Rundreise" durch die Stadt endet die Prozession dort, wo sie gestartet war. Abrupt wird es wieder still und die Lichter gehen an.

Die stolze Zahl von 32 Prozessionen schlängelt sich derweil von Gründonnerstag bis Karsamstag durch Menden im Nordwesten des Sauerlandes. Insgesamt nehmen an der so genannten "Mendener Kreuztracht" mehrere zehntausend Menschen teil. Stündlich ziehen immer wieder neue Prozessionen vom Kirchplatz aus über den Kreuzweg zur Kreuzkapelle auf dem Rodenberg und wieder zurück in die Stadt. Die buchstäblich schwerste Last tragen dabei die bei jeder Prozession wechselnden Kreuzträger, Jesus und Simon von Cyrene. Mehr weiß man über ihre Identität jedoch nicht, sie sind (der Begriff Kreuztracht leitet sich übrigens von "Kreuz" und "tragen" ab) stets verkleidet, stark geschminkt und bleiben anonym. "Niemand spricht darüber, wer das Kreuz getragen hat", sagt Jutta Törnig-Struck, Leiterin des Mendener Museums für Stadt- und Kulturgeschichte. Die Anwärter ziehen in einer Andacht am ersten Fastensonntag ein Los, das ihnen ihre Prozession nennt. Ihren Namen kennt lediglich der Mendener Kreuzmeister - und im Vergleich zu diesem diskreten Herrn sind Schweizer Banker die reinsten Plaudertaschen. "Es ist eine ganz private Angelegenheit der Frömmigkeit", erklärt Jutta Törnig-Struck die Motive der Kreuzträger. "Nach dem Krieg haben es zum Beispiel ehemalige Kriegsgefangene getragen, die es als Dank für ihre Befreiung gelobt hatten. Bei anderen erwartet die Frau ein Kind und sie erbeten auf diese Weise Beistand." Die "Mendener Kreuztracht" findet in ihrer heutigen Form bereits seit dem 18. Jahrhundert in der Gemeinde statt.

Wer eines dieser Ereignisse vielleicht selbst miterleben möchte, der schaut am besten zum Fest im Sauerland vorbei und gönnt sich einen ganz besonderen Urlaub. Eine Liste der Osterfeuer, Brauchtumsveranstaltungen und Ostermärkte im Sauerland sowie attraktive Osterpauschalen der Sauerländer Gastgeber sind unter www.sauerland.com/ostern zu finden

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