Hauptstadt der FotografieNews-Meldung vom 25.10.2006

Zum zweiten Mal findet der „Europäische Monat der Fotografie" in Berlin statt. Vom 27. Oktober bis 30. November bieten mehr als 100 Ausstellungen und Veranstaltungen ein facettenreiches Programm zum Thema Fotografie.

Das Spektrum umfasst alle Sparten, vom Bildjournalismus bis zum autonomen Kunstwerk, von ethnologischen bis hin zu dokumentarischen Aufnahmen, von der historischen bis zur aktuellen Fotografie.

Als „Mois de la Photo" 1980 in Paris
gegründet, schlossen sich 2002 Berlin und Wien dem Festival an. 2006 erweitert sich es sich um die europäischen Hauptstädte Bratislava, Luxemburg, Moskau und Rom, die im Rahmen eines Kulturaustausches ein experimentelles „joint venture" eingehen. Die Hauptausstellung wird in allen beteiligten Ländern zu sehen sein, in Berlin ist der Martin-Gropius-Bau vom 3. November 2006 bis zum 7. Januar 2007 Schauplatz für „Mutations I". Diese große Überblicksschau vermittelt eine Momentaufnahme der gegenwärtigen jungen Fotoszene Europas. Sie widmet sich besonders den Prozessen der Veränderung durch das Vordringen der digitalen Fotografie und versucht Antworten auf die Frage zu geben, ob damit der Verfall der visuellen Kultur eingesetzt habe oder ob nicht viel mehr eine neue schöpferische Dynamik zu entdecken sei.

Als weitere zentrale Veranstaltung zeigt
„Klubfoto" parallel dazu ebenfalls im Martin- Gropius-Bau die Ausstellung „berühmt". Was darunter zu verstehen ist präsentieren 73 Fotografen aus Genres wie Mode, Still-Life, Porträt, Werbung, Journalismus und Kunst.

Bereits am 27. Oktober eröffnet in der Berlinischen
Galerie eine Werkschau des legendären Fotografen der Weimarer Republik Sasha Stone. Seine Aufnahmen für den Band „Berlin in Bildern" (1929) galten bis vor kurzem als verschollen, ein Großteil davon tauchte bei der Organisation des „Europäischen Monats der Fotografie" in Wien wieder auf und wird nun erstmals zu sehen sein.

Am Monat der Fotografie beteiligen sich in
Berlin mehr als 90 Institutionen, darunter zahlreiche Museen, Kulturinstitute, Landesvertretungen und Galerien, private Sammlungen und Archive. Das ausführliche Programm ist im Internet unter www.mdf-berlin.de zu finden.
Berlin ist mit seinen zahlreichen diesbezüglichen Einrichtungen längst eine Hauptstadt der Fotografie. Herausragende Sammlungen und Konvolute besitzen u.a. die Berlinische Galerie, die Stiftung Stadtmuseum Berlin, das Landesarchiv Berlin, das Deutsche Historische Museum, die Kunstbibliothek Berlin zusammen mit dem Museum für Fotografie und die Helmut Newton Stiftung.

Während das Museum für Fotografie in der Jebensstraße noch im Aufbau ist und vorerst wechselnde Ausstellungen im Kaisersaal des ehemaligen Landwehrkasinos zeigt, hat sich im selben Haus nahe dem Bahnhof Zoo die Helmut Newton Stiftung etabliert. In den Wechselausstellungsräumen im ersten Stock werden die verschiedenen Aspekte von Newtons Schaffen präsentiert. Im Erdgeschoss wurde eine Dauerausstellung mit „Helmut Newtons Private Property" eingerichtet. Die persönlichen Gegenstände illustrieren wichtige Etappen seines Lebens und die Entwicklung seines Werkes. Seine Kameras, Plakate seiner Ausstellungen, Bücher, Zeitschriften und Modemagazine sowie diverse Accessoires seiner Arbeit sind ebenso zu sehen wie Teile seiner Bibliothek, die Rekonstruktion seines Büros in Monte Carlo und das berühmte Newtonmobil, eine Sonderanfertigung für den Autonarren.

Die Fotografische Sammlung der Berlinischen
Galerie, dem Landesmuseum für Moderne Kunst, Architektur und Fotografie, dokumentiert den Beitrag Berlins zur Entwicklung des fotografischen Mediums und umfasst Aufnahmen von frühen Berliner Daguerreotypisten bis hin zu zeitgenössischen fotografischen Arbeiten. Schwerpunkte bilden Porträt-, Architektur- und Stadtfotografie, aber auch künstlerische Ausdrucksformen wie Fotomontagen, Fotocollagen, Fotogramme und Konzeptarbeiten sowie Amateuraufnahmen zur Alltagsfotografie.

Im Bildarchiv und der Fotosammlung des Deutschen Historischen Museums befinden sich insgesamt etwa 2,5 Millionen Negative und 500.000 Abzüge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts und den Beständen des DHM. Einen Schwerpunkt bildet die Pressefotografie des 20. Jahrhunderts in beiden Teilen Deutschlands sowie Nachlässe und Archive von Fotografen und kleineren wie größeren Bildagenturen. Ebenfalls rund 500.000 Fotografien besitzt das Landesarchiv Berlin, das verschiedene Archive und Sammlungen zur Stadtgeschichte vereint.

O
hne eigene Sammlung widmet der Martin- Gropius-Bau Berlin in seinem Ausstellungsprogramm der Fotografie einen Schwerpunkt. Retrospektiven berühmter Fotografen wie Henri Cartier-Bresson oder Robert Capa wechseln mit Einblicken in das Werk von Newcomern. Eine Wiederentdeckung ist die aktuelle Ausstellung „Martin Munkácsi. Budapest – Berlin – New York. Retrospektive des großen Fotografen", die noch bis zum 6. November zu sehen ist.

Auch Dutzende von Galerien in der
Spreemetropole präsentieren Fotografie in all ihren Ausdrucksformen. Breit gefächert ist etwa das Engagement von C/O Berlin. The Cultural Forum for Photography. Neben renommierten Fotografen wie Parr, Burri oder Leibovitz werden mit der Reihe „C/O Talents" junge Fotografen und Kunstwissenschaftler zwischen Ausbildung und Beruf gefördert. Sehenswert ist auch der Ausstellungsort im ehemaligen Postfuhramt an der Oranienburger Straße.

Einen anderen Schwerpunkt verfolgt die LUMAS Editionsgalerie Berlin, die künstlerische Fotografie in musealer Qualität zu erschwinglichen Preisen anbietet. Mehr als 650 Arbeiten von 90 etablierten Fotokünstlern und viel versprechenden Newcomern liefern einen umfassenden Einblick in die zeitgenössische Fotoszene. Die Werke sind als handsignierte Original- Fotografien in limitierten Auflagen erhältlich.

Ein weiterer interessanter Ausstellungsort im Rahmen des „Monats der Fotografie" ist der „Photoplatz" im Hotel Bogota nahe dem Kurfürstendamm. In dem Berliner Altbau in der Schlüterstraße 45 verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart. 1934 hatte die Fotografin YVA ihr Atelier in der obersten Etage. Einer ihrer Schüler, der später seine hier verbrachten Lehrjahre als „die schönste Zeit seines Lebens" beschrieb, war Helmut Newton.

Weitere Meldungen

Camping in Deutschland » Meldungen · Touristik · Campingplätze · Camping & Caravan · Sonstige · Specials